Das Projektmanagement in Unternehmen oder Organisationen ist oftmals nur halb so organisiert, wie es bestenfalls sein könnte. Diese Aussage wird untermauert durch eine Studie aus dem November 2016. Die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. hatte untersucht, wie sich die Arbeitszeit in Projekten gestaltet. Das Ergebnis: Projektmitarbeiter gaben an, dass in ihrem Unternehmen zu wenig für bessere Ablaufstrukturen und somit auch für optimierte Arbeitszeiten getan werde1.
Abhilfe kann hier ein Projekt Management Office, kurz: PMO, schaffen. Im folgenden Whitepaper wird aufgezeigt, was genau ein PMO ist, wie die schrittweise Einführung erfolgreich gelingen kann und wie sich die Etablierung positiv auf das Projektgeschäft auswirkt.
1.1. Was ist ein PMO?
Es herrschen verschiedene Definitionen für das PMO vor, die zum einen von der DIN-Norm 69901-5 und zum anderen durch das Projekt Management Institute PMI® vorgegeben werden2.
Vereinfacht lässt sich jedoch Folgendes festhalten: Ein PMO trägt als Instanz dafür Sorge, dass innerhalb von Projekten ein strukturiertes Miteinander möglich ist, an dem die gesamte Projektinfrastruktur ausgerichtet ist. Hierzu gehören Regelungen, methodische Vorgaben und Menschen, die diese Regelungen überwachen. So kann ein Multi-Projektmanagement3 nachhaltig gesichert werden.
1 https://www.gpm-ipma.de/know_how/studienergebnisse/arbeitszeitsouveraenitaet.html
2 https://www.projektmagazin.de/glossarterm/project-management-office
3 übergreifende Planung, Überwachung, Koordination und Steuerung mehrerer Projekte einer Organisationseinheit durch deren Leitung;
2 Etablierung eines PMO: Struktur zählt
Man stelle sich unser derzeitiges Straßenverkehrsaufkommen ohne befestigte Straßen und ohne klare Regelungen vor: Unkalkulierbare Fahrzeiten, Verzögerungen auf allen Ebenen unserer Gesellschaft, Effizienzverluste im Verkehrswesen sowie in der Wirtschaft und nicht zuletzt ein Anstieg der Todes- und Verletztenzahlen wären die Folge.
Das Beispiel zeigt, wie wichtig in manchen Bereichen unseres Lebens klare Regeln und Strukturen sind. Dazu zählt auch das Projektmanagement, wenngleich hier keine menschlichen Opfer zu beklagen sind. Projektziele verunfallen jedoch jeden Tag. In vielen Fällen ist dieser Umstand historisch gewachsen. Am Anfang sind es nur wenige, harmlose Projekte. Steigt im Laufe der Zeit jedoch die Projektanzahl und deren Komplexität, so verlieren Projektleiter leicht den Überblick und Projektziele werden verfehlt. Wie kann das verhindert werden? Es ist auf jeden Fall nicht damit getan, Regelungen für einen geordneten Straßenverkehr aufzuschreiben und diese gleich wieder in den Aktenschrank zu stellen.
Für die Etablierung und die nachhaltige Sicherung eines erfolgreichen Multi-Projektmanagements hat sich in den vergangenen Jahren der Einsatz eines PMO durchgesetzt. Als eigene Instanz im Projektgeschäft ist das PMO jedoch nicht von heute auf morgen etabliert, sondern es bedarf aus unserer Sicht der folgenden 6 Schritte, um den verlässlichen Aufbau des PMO sicherzustellen.
2.1. In sechs Schritten zum PMO
Projektkultur – Erfassen des Status quo
Ausgangssituation klären, Umsetzungshorizont entsprechend anpassen und im Unternehmen kommunizieren.
Wer sein Projektmanagement verbessern möchte, muss zunächst einmal wissen, wo Effizienzsteigerungen erforderlich sind. Daher ist es im ersten Schritt erforderlich, die derzeitige Projektkultur im Unternehmen so objektiv wie möglich zu beschreiben.
Dazu müssen folgende Fragen gestellt werden:
• Wie wird Projektmanagement gelebt?
• Werden die Rollen und Methoden akzeptiert oder fristen diese eher ein Nischendasein?
• Gibt es ein Grundverständnis im Management im Hinblick auf die Projektmanagement-Methoden?
• Werden Projekte wertgeschätzt?
• Wird die Rolle des Projektleiters als wichtiger Job oder eher als „Hobby“ angesehen?
Je pessimistischer die Einschätzungen desto länger wird der Weg und umso behutsamer sollte man den Veränderungsprozess im Projektmanagement vorantreiben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Mitarbeiter den Gegnern jeglicher Veränderungen zuwenden.
Das bedeutet konkret, dass die Professionalisierung des PMO zeitlich auf die Unternehmenssituation abgestimmt wird. Gibt es wenige kulturelle Hindernisse und liegen die Herausforderungen eher in den Abläufen und den genutzten Werkzeugen, so ist ein Umsetzungszeitraum von zwölf Monaten durchaus realistisch. Steht das Unternehmen im Hinblick auf die Projektmanagement-Akzeptanz ganz am Anfang, so kann der Prozess auch drei Jahre und länger dauern.
Im Umsetzungszeitraum sollten die Vorteile und gewünschten Ziele immer wieder klar aufgezeigt werden, um den Gesamtprozess nicht zu gefährden. Entfalten die PMO-Aktivitäten keinen sichtbaren Nutzen, besteht die Gefahr einer vorzeitigen Beendigung des PMO-Aufbaus.
Kommunikation von Vorteilen und Zielen
Ziele der PMO-Einführung klar benennen und dabei den Umsetzungshorizont aus Schritt I berücksichtigen.
Veränderungen erzeugen bei Menschen in der Regel Unbehagen. Dies gilt es aufzugreifen und zu kanalisieren, bevor daraus Ängste und gar Gegenbewegungen aus dem Kreis der Mitarbeiter resultieren.
Insbesondere eine erhöhte Transparenz, eine Vergleichbarkeit der Projekte sowie die Ressourcennutzung durch Projekte können bei den Mitarbeitern zu Sorgen führen. Auch Unternehmensbereiche, die Ressourcen für Projekte stellen, haben oftmals mit einem Gefühl von Macht- und Kontrollverlust zu kämpfen.
Deswegen ist es erforderlich, sowohl die Ziele einer PMO-Einführung als auch deren Vorteile – für jeden einzelnen Mitarbeiter – klar zu benennen und zu kommunizieren. Nur so können einheitliche Spielregeln und Verhaltensweisen definiert werden, die letztlich zu Termintreue und einer optimierten Ressourcenverteilung führen.